Firmengründung
Die Firma Anlagenbau Günther würde 1924 durch Heinrich Günther gegründet. Im Gewerberegister der Gemeindeverwaltung in Maar gibt es seit dem 08. Februar 1924 folgende Eintragung: Heinrich Günther VI. eröffnete eine Spenglerei und einen Einzelhandel mit Haushaltswaren. Heute würden wir Heinrich als "freien Erfindergeist" beschreiben. Heinrich war gelernter Spengler, beschäftigte sich aber ebenso hobbymäßig mit Eigenbauten von Elektrogeräten. So entstanden die ersten bezahlbaren Radios und andere komplexe Elektrogeräte für den häuslichen Gebrauch in Maar. 1925 meldete er sein erstes Patent "vollelektrischer Fliegenfänger" an (so wie wir die Fliegenklatsche heute aus den heißen Sommermonaten alle kennen). Da die Gebühr aber hoch war und Heinrich sie nicht aufbrachte und zahlte, wurde das Patent nie erteilt.
Das erste Serienprodukt
Das erste Serienprodukt der Firmengeschichte: Ein Räucherschrank! Handwerklich professionell stellte Heinrich Günther 1928 unabhängig frei stehende Räucherschränke zur Konservierung, durch gezieltes Räuchern von Fleisch und Wurstwaren, her. Über 100 kundenspezifische Bestellungen nahm er entgegen. Als Hauptgeschäftsaufgabe, neben dem Haushaltswarenladen, erfolgten in diesem Zeitraum umfangreiche Spenglerarbeiten zur Herstellung von Dachrinnen mit Fallrohren, Blechverblendungen, bis hin zu aufwendigen Aufarbeitungen von Kirchturmspitzen und deren Versiegelungen mit Blattgold.
Die 1930er Jahre
Als die Eintragung in die Handwerksrolle 1933 zur Pflicht wurde, ließ sich Heinrich Günther mit dem Zusatz "Installationsgeschäft" dort eintragen. Als in den Jahren 1932-1937 die Wasserleitung im Dorf geändert wurde und sämtliche Hausanschlüsse zu erneuern waren, bekam er diesen Auftrag und sein Geschäft Aufschwung. Er beschäftigte zeitweise, einschließlich Erdbauarbeiter, 16 Arbeiter. Der Stundenlohn lag zu dieser Zeit bei 41 Pfennigen. 1934 wurde Otto Günther, der spätere Firmeninhaber, geboren. In dieser Zeit kam die Lebensmittelkonservierung in mehrfach verschließbaren Dosen auf. Diese Dienstleistung wurde im Haushaltswarenladen angeboten und dafür ein Ausstellungsraum mit Schaufenster geschaffen.
Die Zeit nach dem Krieg
Während des 2. Weltkrieges war Heinrich Günther mit drei Lehrjungen aus Lauterbach zum Wiederaufbau der Stadt Mainz eingesetzt. Nach dem Krieg lautete das Motto "Aus Alt mach Neu". Aus gebrauchten Konservendosen aus deutschen und amerikanischen Kriegszeiten stellte er z.B. Milchkannen, Schöpfer, Milchtöpfe, Waschschüsseln und Gießkannen her - manchmal bis zu 100 Stück, die dann im Haushaltswarenladen verkauft wurden. 1948 ging sein Sohn Otto bei seinem Vater in die Lehre als Spengler. Wie wir heute wissen hatte Otto daran glücklicherweise auch viel Spaß. Als Heinrich 1951 plötzlich starb, übernahm Otto mit nur 17 Jahren das Geschäft des Vaters.
Otto Günthers Heizungsbaubetrieb
Zusammen mit seiner Mutter Katharine brachte Otto das Geschäft nach Vorn. Er baute erfolgreich einen Heizungsbaubetrieb im Altkreis Lauterbach auf und sorgte beispielsweise für individuelle Umbauten und Modernisierungen von Heizungsanlagen. Die alten vorhandenen Küchenherde verschwanden und wurden umgebaut zu modernen zentral gelagerten Schwerkraftheizungen mit Warmwasserbereitung. Auch hier ein genialer Recyclinggedanke! Nach der Heirat mit Waltraud unterstützte sie ihn als gut ausgebildete Bürokraft im Geschäft. 1960 wurde Otto zum offiziell bestellten Wassermeister der Wasserversorgung in Maar und Wernges. Er betreute dies für pauschal 150 DM Jahresgehalt.
Aufschwung in den 60ern
1959 wurde das Wohnhaus in Maar umfangreich umgebaut. Außerdem war es nun Zeit für eine große neue Werkstatt! In den 60ern begann der Wohnungsbau zu florieren und damit auch der Heizungsbau. So bekam der Betrieb immer mehr Aufschwung und Otto stellte mehr Leute ein, zeitweise 10 Arbeiter. Otto wurde im Februar 1962 in die Handwerksrolle eingetragen und im Oktober 1963 bekam die Eintragung den Zusatz Zentralheizungs- und Lüftungsbauer, Gas- und Wasserinstallationsgewerbe. Ab diesem Zeitpunkt montierte die Firma vorwiegend Zentralheizungen, meistens mit Ölfeuerung, im kleinen Umfang auch Gas- und Wasserinstallation und Spenglerei. Im Ortsnetz entlüftete Otto oft die Druckrohrleitungen.
Ab 1665 stellte die Firma aktiv Lochband als Montagebefestigungsmaterial im Handwerksbereich her und verkaufte dieses.
Das Geschäft in den 70ern
In den 70er Jahren lag der Fokus weiterhin auf dem Geschäftsfeld Heizungsbau. Aber Otto baute auch eine weitere Geschäftsidee im Sanitärbereich aus. Er produzierte Duschkabinen, die in die Mode gekommen waren. Außerdem stellte er immer mehr seinen Ideenreichtum unter Beweis und baute Gerätschaften und diverse Maschinen. 1973 stellte er einen Mini-Traktor her, der zum Teil aus bestehenden Bauteilen von Opel und BMW bestand. Sondermaschinenbau at its best! 1974 wurde natürlich das 50-jährige Geschäftsjubiläum gefeiert und auch Sohn Bernd durfte 1977 mit 13 Jahren das erste Mal in allen Bereichen mithelfen.
Einzigartiger Gerätebau
Während für Sohn Bernd in den 80ern die Lehrjahre im Vordergrund standen, begann Otto mit der Herstellung einzelner kundenspezifischer Handlingsgeräte im Anwendungsbereich Fördertechnik und Lüftungsbau bei der Firma ROTTER in Allmenrod. Hier wurde erstmalig die Kombination Heizungsbau, mit Lüftungsbau und Fertigungsprozessen, wirtschaftlich und erfolgreich umgesetzt. Es folgten daraufhin vielfältige Kundenprojekte mit Konzeptionierung, Planung und Herstellung von Trocknungsgeräten, Rollen- und Kettenbahnen, Stapel- und Pressgeräten oder auch Vorrichtungen zur Herstellung verschiedenster Arbeitsschritte im Waschbecken-, Türzargen-, Schuhsohlen-, Pappkarton-Herstellbereich. Die heimischen Firmen wie z.B. Stabernack, Bongard und Alsa nutzten diesen neuen Weg der Optimierung ihrer Unternehmenstätigkeiten. Durch diese vielen kundenspezifischen Aufträge, war es immer wieder nötig, aber auch möglich, neue Metallbearbeitungsmaschinen anzuschaffen. So musste die Werkstatt in Maar immer wieder umgebaut, angebaut und optimiert werden.
Der Einstieg in die Recyclingbranche
Durch die Flexibilität und der sehr schnellen Umsetzungsmöglichkeiten bei günstigem Preis wurde auch der damalige, sich frisch selbstständig gemachte, Einzelunternehmer Hans Bäuscher auf die Firma Günther in Maar aufmerksam und erkannte schnell das Potenzial einer Zusammenarbeit. 1989 entstand daraus die erste funktionelle Volumen-Abfüllmaschine KOMPO PACK MOBIL im Bereich der Kompostwelt. Durch die vertriebliche Zusammenarbeit mit Hans Bäuscher VS Verpackungsservice war es 1990 auch möglich, die Maschinenbaureihe KOMPO PACK MOBIL erstmals auf einer Messe für den deutschen und europäischen Markt vorzustellen. Auch wenn Heinrich mit seinem Blechdosen-Verwertungsgeschäft und Otto mit seiner Idee des Herd-Heizungs-Umbaus schon früher ein Herz für Recycling bewiesen hatten, war dies der erste offizielle Berührungspunkt zur Recyclingbranche.
Fun Fact: Erst vor ein paar Jahren haben wir die alten Pläne der KOMPO FIX wieder aus dem Archiv genommen und nach heutigem Stand aufgearbeitet und überarbeitet. Entstanden ist sie im neuen Design, wie wir sie in unserer Produktpalette heute wieder führen.
Neubau in Lauterbach
In den 90er Jahren war viel los bei GÜNTHER. Es wurde ein neues Firmengebäude errichtet und die Firma zog nach Lauterbach. Nach seinen beiden abgeschlossenen Ausbildungen und Meisterschulen wirkte Bernd Günther bereits aktiv im Unternehmen mit. Für den Industrie- und Logistikbereich wurde der VOLUMAT als Abfüllautomat entwickelt. Als Pendant dazu stand der ERDOMAT, eine Maschine, die durch Münzwurf einen Eimer mit Erde füllte, auf den regionalen Friedhöfen. Je mehr man sich mit Kompost bzw. Erde beschäftigte, desto mehr rückte das Thema "Störstoffe" wie Folien, Metalle, Stäbchen und Steine in den Vordergrund. Otto Günther, erfinderisch und lösungsorientiert, baute und vertrieb daraufhin mit seiner Firma diverse Reinigungsgeräte wie die Baureihe MULTIAIR. Das "AIR" steht in diesem Fall für einen integrierten Windsichter. 1993 wurde dann als Alternative zu den bisherigen Siebsystemen auf dem Markt der erste gebrauchsmustergeschützte Gummisiebstern entwickelt. Hier beginnt die große MULTISTAR-Geschichte!
Erweiterung der Produktpalette
1992 wurde für den Vertrieb die BG Recyclingmaschinen GmbH gegründet - BG steht in diesem Fall für Bäuscher/Günther, die in den 90er Jahren auf zahlreichen Messen vertreten war. Auf die Entwicklung der MULTISTAR Sternsiebe folgte noch eine zweite Entwicklung. Das Scheibensieb FLOWERDISC. In der GÜNTHER-Produktionshalle entstanden verschiedenste Sortierstände, mobil und stationär. Dies führte nahtlos über zu Komplettanlagen mit Sternsieben und neuen Grundbaugruppen wie Annahmedosierer TAKER, Fördertechnik, FE-Abscheider, Rollabscheider und Windsichter. Ende der 90er Jahre wurde die CLEANSTAR-Technik entwickelt und erstmals erfolgreich eingesetzt. Bernd Günther übernahm die Firmenleitung von seinem Vater Otto. In den 90er Jahren und 2000 wurden auch seine drei Kinder geboren, die heute bereits fester Bestandteil im Unternehmen sind. Im Jahr 2000 wurde schließlich die Heizungsbausparte, die bis dahin noch Bestand hatte, an eine ortsnahe Übernahmefirma abgegeben.
Entwicklung des Splitters
2003 wurde aus dem Kunden KOMPTECH der Übernahmepartner der Vertriebsgesellschaft BG Recyclingmaschinen. Seitdem, über 20 Jahre schon, vertreibt KOMPTECH nun exklusiv die Produkte im Bereich Sternsiebtechnologie MULTISTAR. 2004 wurde in dieser Partnerschaft die Maschine MULTISTAR L3 als erstes Standard-Preislistenprodukt für den weltweiten Vertrieb entwickelt. Kurz darauf folgten die Preislisten-Produkte 2-SE und 3-SE in mobiler und stationärer Bauweise. Gleichzeitig dazu wurde eine neue Siebtechnologie in unserem Hause spruchreif: Das Spiralwellensieb SPLITTER. Dieses robuste und wartungsfreundliche Siebsystem ist für verschiedenste Materialien einsatzfähig und bringt seit 2003 neue Möglichkeiten in die Branche.
Neubau in Angersbach
2007/2008 sind wir in unser neues Firmengebäude in Wartenberg-Angersbach gezogen. Einige unserer Mitarbeiter können sich daran noch gut erinnern. Der neue Standort bietet ausreichen Platz für eine zukunftssichere Entwicklung- und Montageabteilung für alle Produkte. Das Gebäude wurde nach vielfältigen innovativen Gebäudeversorgungskonzepten wie beispielsweise Erdwärme, Eigenstromversorgung und Regenwassernutzung umgesetzt. Es herrscht eine gesunde Umsatz- und Mitarbeiterexpansion in allen nennenswerten Bereichen. Viele Maßnahmen in Bezug auf die Digitalisierung wurden 2019 umgesetzt, beispielsweise ein neues ERP-System. Im selben Zug fand eine Umstrukturierung und Einführung umfangreicher kaufmännischer Maßnahmen, wie bspw. die Erweiterung der Geschäftsführung durch Felix Wohlfahrt als kaufmännischen Geschäftsführer, statt. 2020 wurde die Montagehalle erweitert und viele logistische Bereiche umgestaltet. Hervorgerufen durch äußere Einflüsse - Stichwort Corona - haben wir 2021 in umfangreiche Lagerkapazitäten investiert. Die neue Krag-Halle als Erweiterung der Fertigungs- und Lagerflächen wurde 2023 fertiggestellt. Gleichzeitig wurden das Verkehrswegekonzept optimiert und Mitarbeiterparkplätze geschaffen.
Alle Weichen gestellt für die Zukunft
Die vierte Generation der Familie Günther - Max, Lea und Henri - arbeitet bereits sehr aktiv im Unternehmen mit. Unsere Forschung- und Entwicklungsabteilung ist voll ausgelastet mit Ideen und Umsetzung neuer Technologien und Maschinenbaureihen oder Weiterentwicklungen. Wir vertreiben unsere Produkte weltweit und können stolz von uns sagen "Wir sind heute eines der führenden Unternehmen in der Recyclingbranche". Nach 100 Jahren Firmengeschichte fühlen wir uns für die Zukunft bestens aufgestellt und blicken in eine Zukunft, in der Recycling so wichtig erscheint wie nie zuvor.